Lucky Punch – Glücklicher Siegtreffer beim Boxen

Lucky Punch beim Boxen

Der Lucky Punch ist einer jener Begriffe aus dem Boxsport, die längst Einzug in den Wortschatz anderer Sportarten und sogar sportfremder Lebensbereiche gefunden haben.

Die meisten können sich zumindest ungefähr vorstellen, was gemeint ist. Hier erklären wir, was der Begriff im eigentlichen Sinne bedeutet und wie er in die Kampfstrategie eines Boxers passt.

Was ist ein Lucky Punch?

Grob lässt sich Lucky Punch mit „glücklicher Siegtreffer“ übersetzen. Das Glückliche daran muss nicht unbedingt der Schlag selbst sein – ein guter Boxer weiß ja, an welchen Körperstellen seine Schläge die größte Wirkung erzielen. Glücklich meint hier eher, dass der Lucky Punch den ausführenden Boxer vor einer sicheren Niederlage bewahrt.

Dieser Boxer befindet sich eindeutig auf der Verliererstraße und ist dennoch in der Lage, durch einen einzigen Treffer den Kampfverlauf komplett auf den Kopf zu stellen. Sportlich sehen einige solch einen Sieg also gewissermaßen als unverdient an. Dass dies möglich ist, hat mit den besonderen Regeln des Boxsports zu tun, weshalb der Lucky Punch eben doch nicht so ohne weiteres auf andere Kontexte übertragen werden kann.

Warum ist der Lucky Punch im Boxen möglich?

Boxkämpfe können (von der Disqualifikation des Gegners einmal abgesehen) auf zwei Wegen entschieden werden. In der ersten Variante sammelt der Sieger über die festgesetzte Rundenzahl mehr Punkte als sein Kontrahent. Darüber hinaus gibt es aber auch die Möglichkeit, durch einen Knockout (K.o.) den vorzeitigen Abbruch des Kampfes herbeizuführen.

Das K.O. kann dabei nicht nur dadurch erreicht werden, dass ein Boxer vom Ringrichter ausgezählt wird, weil er zu lange benötigt um wieder auf die Füße zu kommen. Eine Verletzung oder die Aufgabe des Kampfes kann ebenso das K.o. bedeuten wie die sogenannte Kampf- und Verteidigungsunfähigkeit, die vom Ringrichter festgestellt wird.

Das bedeutet, ein Boxer kann mit einer einzigen Handlung eine großen Rückstand wettmachen aber auch alle angesammelten Punkte durch einen Moment der Unaufmerksamkeit verlieren. Niederlagen trotz drückender Überlegenheit gibt es natürlich auch in anderen Sportarten. Es ist jedoch selten, dass der Punktestand diese Überlegenheit tatsächlich wiedergibt.

Wie wird der Lucky Punch ausgeführt?

Da ein Boxer zum Zeitpunkt des Lucky Punchs in der Regel weiß, dass er nichts mehr zu verlieren hat, drückt sich das auch in seiner Kampftaktik aus. Es gilt, nicht mehr auf die technischen Feinheiten zu achten, sondern alles daran zu setzen, einen Treffer mit maximaler Wirkung zu landen.

Ein K.o. ist eine kurze Ohnmacht, die von einem plötzlichen Blutdruckabfall im Gehirn verursacht wird. Dort kommt dann zu wenig Sauerstoff und Glucose an, was zu Bewusstlosigkeit führt. Besonders anfällig dafür ist der Körper bei Treffern auf den Unterkiefer und den Hals, die den sogenannten Karotissinusreflex auslösen.

Wie vermeidet man den Lucky Punch?

Da ein K.o. zum Abbruch des Kampfes führt und sich nicht mehr kontern lässt, sollte der Boxer alles daran setzen, einen solchen Schlag zu verhindern. Wer das sichere Gefühl hat, nach Punkten klar vorn zu liegen, muss also mit seiner Deckung besonders die sensiblen Bereiche an Kopf und Hals schützen.

Ein Lucky Punch kommt aber nicht selten auch durch eine Überheblichkeit des überlegenen Boxers zu Stande. Er ist sich so siegessicher, dass er nicht mehr mit gefährlichen Treffern rechnet und seine Deckung vernachlässigt. Um dies zu vermeiden, ist in der Vorbereitung von Kämpfen auch mentales Training gefragt.

Nicht zuletzt sind Nachlässigkeiten in der Deckung gegen Ende eines Boxkampfes aber auch ein konditionelles Problem. Wer einen offensiven Boxstil pflegt, um in den frühen Runden Punkte einzusammeln, muss also lernen, sich dabei nur so stark zu verausgaben, dass er den Kampf in der Deckung sauber zu Ende führen kann.

In welchen Kämpfen kommt der Lucky Punch vor?

Lucky Punches kommen in höheren Gewichtsklassen häufiger vor, weil die Schläge dort in der Regel noch mehr Wirkung entfalten. Ein berühmtes Beispiel ist der Weltmeisterkampf von 1994 im Schwergewicht. Der zu diesem Zeitpunkt bereits 45 Jahre alte George Foreman trat darin gegen den Weltmeister Michael Moorer an.

Der deutlich jüngere Moorer war stark überlegen und bewegte sich zum Ende des Kampfes deutlich sicherer. Der erschöpfte und stellenweise leicht taumelnde Foreman konnte jedoch in der zehnten Runde eine entscheidende Links-/Rechts-Kombination setzen, die Moorer auf die Matte schickte, und wurde Weltmeister.

Fazit

Nicht alles am Lucky Punch ist glücklich. Eine gute Vorbereitung lässt sowohl seine erfolgreiche Anwendung als auch seine erfolgreiche Vermeidung wahrscheinlicher werden. Aus sportlicher Sicht empfiehlt es sich jedoch meistens, auf eine weniger riskante Taktik zu setzen.