Im Boxsport wird häufig von der sogenannten Auslage gesprochen. Damit wird beschrieben, welche Grundhaltung ein Boxer im Kampf einnimmt.
Die Begriffe Rechtsausleger und Linksausleger machen klar, dass es für die Auslage zwei Varianten gibt. Diese stellen wir hier vor mit den Vor- und Nachteilen und taktischen Konsequenzen im Kampf.
Boxen in Linksauslage, auch Normalauslage
Diese Ausrichtung bedeutet, dass die linke Hand vorne geführt wird, daher Führhand, und diese so erst einmal näher am Gegner ist. Gleichzeitig ist auch der linke Fuß nach vorne gesetzt. Diese Auslage ist die sogenannte Normalauslage.
90 Prozent der Menschen sind Rechtshänder und halten so die starke Schlaghand zunächst hinten. Die Führhand halt den Gegner erst einmal auf Distanz. Sie versucht aber auch eine Lücke herzustellen und den perfekten Abstand, um dann die rechte starke Schlaghand gewinnbringend einsetzen zu können.
Boxen in Rechtsauslage
Rechtsausleger sind fast immer Linkshänder. Daher ist bei ihnen die rechte Hand die Führhand und die starke Schlaghand die linke Hand. Diese Auslage ist seltener und bringt, vor allem im Kampf gegen einen Linksausleger, einige Besonderheiten.
Es wird behauptet, dass die Rechtsauslage einen grundlegenden Vorteil hat: Der in dieser viel selteneren Auslage Boxende ist es gewohnt, gegen Linksausleger zu Boxen und kann auch oft gegen solche trainieren. Dem Linksausleger geht es hier genau anders, der Rechtsausleger ist ihm vom Stil nicht vertraut und er kann selten gegen ihn trainieren.
Gleiche und unterschiedliche Auslagen im Kampf
Zwei Boxer in Linksauslage befinden sich im Kampf oft in einer ständigen gemeinsamen Drehbewegung. Dieses tänzelnde Drehen hat für beide die Funktion, sich taktisch in eine gute Position zu bringen. Beide Boxer tänzeln bzw. drehen sich gegen den Uhrzeigersinn umeinander.
Auf diese Weise gehen sie jeweils der gegnerischen Schlaghand und somit der effektivsten Waffe des Gegners aus dem Weg. Damit ist eine aufeinander abgestimmte Effektivität vorgegeben, die es beiden ermöglicht, sich auf den Schlagabtausch einzustellen. Beide haben dabei Möglichkeiten für Finten.
Gleiches gilt analog für den Kampf zweier Rechtsausleger, die sich dann nur eher gemeinsam im Uhrzeigersinn drehen.
Rechtsausleger im Vorteil gegenüber Linksauslegern
Wenn der Linksausleger sich nun gegen einen Rechtsausleger wie gewohnt gegen den Uhrzeiger drehen würde, läuft er in die starke Linke und Schlaghand des in Rechtsauslage boxenden Gegners. Das muss er unbedingt vermeiden, kommt damit aber weg von seinen gewohnten Bewegungsautomatismen.
Auch die Gegneraktionen eines Rechtsauslegers müssen immer entsprechend umgedeutet werden. Heißt im Klartext: Rechtsausleger sind zunächst unangenehm zu boxen.
Das führte dazu, dass man die Rechtsauslage nicht nur als „exotisch“, sondern auch als langweilig bezeichnet hat, da solche Kämpfe oft eher defensiv geführt werden. In den USA geht man noch weiter und beleidigt Rechtsausleger ähnlich wie im Baseball als South Paw, also Südpfote, und damit als die linkshändige Minderheit. Das Thema wurde auch 2015 im aus den Kinos bekannten US-Boxfilm mit dem Titel „Southpaw“ aufgegriffen.
Wie boxt man gegen Rechtsausleger?
Wenn man als Linksausleger gegen einen Rechtsausleger boxt, muss man sich schnell umgewöhnen und hat einen vermeintlichen Nachteil. Folgende zwei Tipps sollten in Linksausleger in diesem Fall beachten:
- Die linke Führhand sollte immer etwas höher als die gegnerische Führhand gehalten werden für ein effektives Stören.
- Als Normalausleger sollte man versuchen, seinen linken Fuß lach links außen zu setzen. Das schafft freie Bahn für die Gerade mit der rechten Schlaghand.
Beides hilft, die eigene Schlaghand besser einsetzen zu können und sich von der gegnerischen Schlaghand wegzubewegen.
Darüber hinaus ist ein linker Haken über die rechte Führhand zum Kopf eine gute Waffe. Gleiches gilt für eine ansatzlos geschlagene Gerade mit der Rechten.
Und in der Grundstellung wird augenfällig: Die Leberregion des gegnerischen Rechtsauslegers ist oft ziemlich frei und daher ein lohnendes Ziel.Aber bei all diesen Angriffen droht mehr als sonst die Gefahr des direkten Konters.
Wirklich exotisch und tückisch sind Boxer, die ihre Auslage wechseln können, sogenannte Switch Hitter. Ein Beispiel dafür ist James Toney, ein weiteres Mike Tyson. Ursprünglich war Tyson Rechtsausleger, da er beidhändig stark war, schulte er in die Normalauslage um. Eine seiner Spezialitäten neben dem Beißen war, im Kampf immer wieder einmal die Auslage zu wechseln.
Erfolgreiche Rechts- und Linksausleger
Zwar seltener in der Zahl, aber in der Boxgeschichte doch auch immer wieder erfolgreich, sind die Boxer in Rechtsauslage.
Hier einige erfolgreiche Rechtsausleger:
- Henry Maske – Weltmeister im Halbschwergewicht
- Bubi Scholz – mehrfach Deutscher Meister, Europameister
- Manny Pacquiao – Weltmeister in 7 verschiedenen Gewichtsklassen
- Michael Moorer – Weltmeister im Schwergewicht
- Ruslan Chagayev – Weltmeister im Schwergewicht
Erfolgreiche „klassische“ Linksausleger:
- Wladimir Klitschko – mehrfacher Weltmeister im Schwergewicht
- Vitali Klitschko – mehrfacher Weltmeister im Schwergewicht
- Nikolai Walujew – mehrfacher Weltmeister im Schwergewicht
- Evander Holyfield – mehrfacher Weltmeister im Schwergewicht
- George Foreman – mehrfacher Weltmeister im Schwergewicht