Beim Boxen gehört er zu den wichtigsten Schlagtechniken: der Jab. Boxweltmeister wie Muhammad Ali gewannen mit ihrer Führhand den Großteil ihrer Kämpfe.
Aber was ist ein Jab eigentlich und wie führt man den Schlag aus? Diese und viele weitere Fragen beantworten wir Ihnen im folgenden Ratgeber.
Was ist ein Jab beim Boxen?
Der Begriff Jab bezeichnet einen schnellen, ansatzlosen Schlag mit der Führhand. Er wird somit meist mit der schwächeren Hand ausgeführt.
Mit einem Jab hält ein Boxer seinen Gegner auf Distanz und veranlasst ihn dazu, seine Deckung oben zu halten. Darüber hinaus wird diese Schlagtechnik häufig verwendet, um dem Gegner die Sicht zu nehmen.
Der Jab kann ebenso zur Vorbereitung auf einen härteren Schlag genutzt werden – der Boxer hält den Gegner auf Abstand, bearbeitet seine Deckung und setzt unvermittelt einen bzw. mehrere Power-Punches ein.
Aufgrund der geringeren Intensität erzielt der Jab meist keine sofortige Wirkung, sondern ist eher darauf ausgelegt, den Gegner zu zermürben.
Welche Variationen gibt es beim Jab?
Der Jab ist ein vielseitiger Schlag, der auf unterschiedliche Arten genutzt werden kann. In den folgenden Abschnitten lernen Sie die wichtigsten Variationen kennen.
1. Basic Jab
Der Basic Jab stellt die Grundtechnik dar. Sie starten aus der Kampfstellung und führen die Faust Ihrer vorderen Hand direkt zum Ziel: in Kopfhöhe des Gegners. Wichtig ist, dass der Ellenbogen innen bleibt und sich während der Schlagausführung nicht nach außen dreht – Ihr Gegner erkennt den Angriff sonst und kann darauf reagieren.
Diese Technik erfüllt zwei Ziele: Die Schlagkraft lässt sich leichter übertragen und der Schlag ist für den Gegner schwerer zu erkennen, da sich die näherkommende Faust visuell kaum in der Größe ändert.
Sie führen den Basic Jab aus dem Stand aus oder bewegen sich alternativ mit dem vorderen Bein einen kleinen Schritt vor, während Sie die Führhand zum Gegner ausstrecken. Nach dem Schlag bewegt sich das vordere Bein wieder zurück, sodass Sie erneut in Ausgangsstellung stehen.
Jeder Schlag öffnet die Deckung. Beachten Sie Folgendes, um einen bestmöglichen Eigenschutz zu gewährleisten:
- Führen Sie das Kinn zur Brust. Die Schulter des Schlagarms schützt Kinn und Schläfe und deckt somit die klassischen Knockout-Punkte am Kopf ab. Die Schlaghand bleibt vor dem Kopf in Deckungsposition.
- Bleiben Sie in Bewegung und wechseln Sie nach jeder Schlagkombination die Position.
- Führen Sie Meidbewegungen mit dem Oberkörper aus. Sie können diese auch mit kurzen Schritten verbinden. Gewöhnen Sie sich an, Ihren Kopf vertikal und horizontal zu bewegen. Lehnen Sie sich – falls möglich – von der gegnerischen Schlaghand weg.
Sobald Sie den Basic Jab optimal beherrschen, können Sie sich weiteren Variationen widmen.
2. Up Jab
Wie der Name bereits verrät, wird der Up Jab von unten nach oben geschlagen. Die Führhand hängt in der Grundstellung tief nach unten und schützt den Körper. Der Vorteil des Up Jabs: Er ist für den Gegner schwer zu erkennen, da er unterhalb des Blickfeldes nach oben gezogen wird.
3. Power Jab
Dieser Schlag erzeugt enorme Wucht. Sie bewegen sich mit beiden Beinen auf den Gegner zu, verkürzen somit die Distanz, erhöhen die Geschwindigkeit Ihrer Hand und leiten Ihr gesamtes Körpergewicht in den Schlag. Den gleichen Effekt erzielen Sie, wenn Sie Oberkörper und Hüfte beim Schlag komplett eindrehen.
4. Double Jab
Sie können den Jab auch doppelt bzw. mehrfach schlagen. Wichtig ist, dass Sie währenddessen in Bewegung bleiben. Der Double Jab ist besonders wirksam, wenn Ihr Gegner mit einer 1-2 Kombination rechnet (Jab – Gerade mit der Schlaghand). Er erwartet die rechte Hand, stattdessen erwischen Sie ihn mit einem weiteren Jab.
5. Body Jab
Der Body Jab wird nicht zum Kopf, sondern zum Körper geschlagen und ist für den Boxer eine zusätzliche Möglichkeit, unvorhersehbar zu sein. Die Schlagtechnik lenkt den Gegner ab, bringt seine Deckung nach unten und macht ihn somit anfälliger für Treffer.
6. Tapper Jab
Der Tapper Jab hat das Ziel, die Deckung des Gegners anzutippen und zu stören. Sie bekommen somit Zeit, einen härteren Schlag zu landen und sich aus der Gefahrenzone zu bringen. Sie können kurze und schnelle Jabs einsetzen. Achten Sie darauf, in Bewegung zu bleiben und dem Gegner nicht Möglichkeit zu geben, mit der Schlaghand über Ihren fast ausgestreckten Arm zu schlagen.
7. Jab mit der Schlaghand
Sie können den Jab ebenso mit der Schlaghand ausführen. Der Schlag ist schnell und entspannt. Er entfaltet nicht seine volle Kraft, ist aber umso überraschender für den Gegner. Diese Schlagtechnik ist besonders geeignet, wenn Ihr Gegner sich in Richtung Ihrer Schlaghand bewegt.
Was sollte man beim Jab beachten?
Einen Jab muss man – ebenso wie andere Schlagtechniken – häufig trainieren, um Routine in den Bewegungsablauf zu bringen. Essenziell ist, dass der Schlag sauber ausgeführt wird. Der Jab ist nicht darauf ausgelegt, stark zu sein. Vielmehr kommt es auf andere Faktoren an.
Geschwindigkeit
Beim Jab schießt die Hand quasi hervor – schnell, explosiv und präzise. Wichtig ist, Druck hinter den Schlag zu bringen und locker zu bleiben. Entspannung ist das A und O. Ist Ihr Körper verkrampft, lässt sich der Jab nicht schnell ausführen. Übung macht den Meister: Führen Sie den Jab anfangs ruhig langsamer aus, bis sich die Bewegungsabläufe im Gehirn etabliert haben.
Kraftübertragung
Da man den Jab fast ausschließlich mit der Führhand schlägt, ist es schwieriger, mit ihm Kraft zu übertragen. Versuchen Sie, diesen Nachteil mit Geschwindigkeit und dem hiermit verbundenen Überraschungseffekt auszugleichen – ein unvorhergesehener Schlag richtet den meisten Schaden an.
Bringen Sie Ihr Körpergewicht hinter den Schlag, indem Sie einen Schritt auf den Gegner zu machen oder Ihr Körpergewicht abrupt absenken. Sie fangen Ihr Gewicht somit nicht mit den Beinen, sondern mit der Faust im Gesicht des Gegners ab.
Timing
Sie können Ihre Schläge beim Jab unterschiedlich timen:
- Sie schlagen den Jab, bevor Ihr Gegner schlägt
- Sie schlagen in den Angriff hinein
- Sie schlagen, nachdem der Gegner angegriffen hat
Tipp: Variieren Sie Ihr Timing und testen Sie die Reaktionen Ihres Gegners aus. Je abwechslungsreicher Sie handeln, umso schwieriger ist es, Sie abzuschätzen.
Überraschungsmoment
Das Überraschungsmoment ist beim Jab ebenfalls von Bedeutung. Wird die Führhand ansatzlos zum Gesicht des Gegners geführt, versucht dieser instinktiv, die Hand von seinem Gesicht zu entfernen – und in diesem Moment folgt ein schneller, explosiver Schlag.
Alternativ können Sie den Jab mit Ihrer Schlaghand schlagen, um auf das Überraschungsmoment zu setzen.
Welche Fehler sollte man beim Jab vermeiden?
Gerade am Anfang schleichen sich bei der Ausführung des Jabs schnell Fehler ein. Werden diese zu Gewohnheiten, kostet es viel Zeit und Mühe, sie wieder abzutrainieren. Nachfolgend stellen wir Ihnen die häufigsten Fehler vor und geben Tipps, wie Sie diese vermeiden können.
Fehlerhafter Deckung
Achten Sie darauf, sich während des Jabs bestmöglich zu schützen, indem Sie das Kinn zur Brust senken. Ein häufiger Fehler ist weiterhin, nach dem Schlag den Arm fallen zu lassen. Ein guter Gegner erkennt das sofort und straft dies mit einem Konter. Ziehen Sie Ihren Arm nach dem Schlag auf direktem Weg in Deckungsposition zurück.
Berechenbarkeit
Wer stets die gleichen Aktionen ausführt, ist berechenbar und anfällig für Konter. Gehen Sie facettenreich vor und variieren Sie Ihren Rhythmus. Machen Sie es Ihrem Gegner schwer, sich an Ihre Vorgehensweise anzupassen.
Ausholbewegungen
Vermeiden Sie es, Schläge zu signalisieren. Die Führhand macht keine Ausholbewegung, sondern wird auf direktem Wege zum Ziel geführt.
Verkrampfter Oberkörper
Bewahren Sie Lockerheit. Ist der Oberkörper vor dem Schlag verkrampft und angespannt, lässt sich der Jab weder schnell noch explosiv ausführen.
Zu wenig Bewegung
Wer wie eine Statue auf einer Stelle steht und sich kaum bewegt, ist für sein Gegner ein einfaches Ziel. Halten Sie Ihren Kopf in Bewegung und nutzen Sie Ihre Beinarbeit, um Schlägen gezielt auszuweichen.
Wie kann man sich gegen den Jab verteidigen?
Im Idealfall verteidigen Sie sich über Beinarbeit und Meidbewegungen, damit Sie Ihre Hände zum Angriff nutzen können. Funktioniert dies nicht, müssen Sie den Jab parieren oder blocken.
Halten Sie sich an die genannte Reihenfolge, sofern es die Situation zulässt. Beim Parieren und Blocken besteht die Gefahr, dass Sie aus dem Gleichgewicht geraten und dem Gegner einen zeitlichen Vorteil verschaffen.
Wie kann man nach einem Angriff mit dem Jab kontern?
Einen guten Jab zu verteidigen ist nicht einfach und kann nervenaufreibend sein, da auch mit dem Jab Punkte im Boxkampf erzielt werden. Im Folgenden finden Sie Möglichkeiten, wie Sie einen Jab kontern können. Die Beispiele gelten für Boxer, die sich in gleicher Auslage befinden.
- Sie parieren mit der hinteren Hand und kontern mit einem tiefen Jab. Hierbei beugen Sie Knie und Hüfte und gehen tief. So ist Ihr Kopf weit von der gegnerischen Schlaghand entfernt, sobald Sie in Distanz gehen.
- Sie führen die oben genannte Aktion aus, kontern aber mit einem Haken zum Kopf oder einem Up Jab.
- Sie parieren den Jab mit Ihrer Schlaghand und schlagen ihn leicht nach unten. Damit schaffen Sie Platz, um eine rechte Gerade über die gegnerische Führhand zu schlagen. Wichtig: Den Jab nicht mit Kraft nach unten drücken, da dies einen Haken bei der gegnerischen Führhand auslösen könnte.
- Sie stellen Ihren hinteren Fuß circa 10 -20 Zentimeter zurück und verlagern Ihren Kopf somit ein Stück nach hinten. Im Idealfall verfehlt der gegnerische Jab Sie um wenige Zentimeter. Sie kehren nun in die Ausgangsposition zurück und kontern mit der Schlaghand. Diese Aktion ist besonders schnell, da Sie die Spannung in Muskeln und Sehnen nutzen.
Fazit zum Jab
Mit einem Jab führen Sie den Kampf, bereiten Ihre Kombinationen und Angriffe vor und halten Ihren Gegner auf Distanz. Der Jab wird somit nicht mit voller Härte geschlagen.
Die taktischen Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig. Sobald die Grundtechnik – der Basic Jab – sitzt, können Sie weitere Variationen in Ihr Training einbringen. Je vielseitiger Sie beim Boxkampf agieren, umso schwieriger ist es für Ihren Gegner, Sie einzuschätzen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Training.